Langsam, unmotiviert, faul

Nein, ich spreche ausnahmsweise nicht von mir. Sondern von den 14 Horsten, die am Samstag in Karlsruhe am Start waren. Es gibt selten monokausale Erklärungen für sowas und irgendwie muss man froh sein, dass das Spiel verloren wurde, sonst wären die Probleme wieder übertüncht worden. Das werden sie nämlich schon seit Jahren.

Ein wichtiger Aspekt ist aber sicherlich das Thema Fitness. Roland Zorn bringt es in der FAZ ganz gut auf den Punkt im Kommentar zum Spiel FCB - 1988:

Dass diese TSG aus dem Kraichgau zur Nummer eins in der Bundesliga aufsteigen konnte, hat dazu mit einer Grundvoraussetzung zu tun, die auch Jürgen Klinsmann bei den Bayern zu einer Maxime seines Handelns erhob: Fitness. Diese beiden Mannschaften elektrisierten am Freitag die Massen, weil die Hauptdarsteller bis zum Ende nicht nur spektakulär Fußball spielten, sondern auch rennen und kämpfen konnten.

Aus der Gewissheit, ein hohes Tempo vorgeben und einhalten zu können, erwachsen wie bei den Bayern die Kraft und das Selbstbewusstsein, Rückstände wie gegen Wolfsburg und Hoffenheim in Siege umwandeln zu können.

Auch das dient der Liga als lehrreiches Beispiel. Ergebnisverwalter, wie es die Schalker in besseren Zeiten waren, muten inzwischen altmodisch an. Hoffenheim und die Bayern, aber auch Leverkusen und Wolfsburg gehören zu den Teams, die die Drehzahl der Bundesliga erhöht haben. Schließlich wäre es ja schade, wenn die beiden derzeitigen Spitzenklubs allein auf weiter Flur zu ihren Überholmanövern ansetzten. Die Liga hat noch mehr zu bieten, wenn alle bereit sind, dazuzulernen. Einen besseren Anschauungsunterricht als den vom Freitag könnte es für diesen guten Vorsatz an der Schwelle zum neuen Jahr nicht geben.

Gut beobachtet. Wieso schafft das Werder nicht? Es ist seit Jahren auffällig, dass einerseits ständig Muskelverletzungen auftreten und andererseits nicht über einen längeren Zeitraum volle Lauf- und Einsatzleistung abgerufen werden kann. Sobald es gegen einen bis zum Umfallen kämpfenden Gegner wie Karlsruhe geht, geht es dann in die Hose, weil die Klasse nicht ausreicht, um die mangelnde Fitness und den mangelnden Willen zu kompensieren. Wenn der Gegner dann zusätzlich noch besser Fußball spielen kann als der KSC, wird es ganz bitter (siehe Athen).

Und nein, es hilft kein Gejammer über Belastung. Bei Leverkusen und 1899 würde ich das noch gelten lassen, aber Wolfsburg spielt UEFA-Cup, Bayern CL und hat viele Nationalspieler. Auch andere europäische Vereine haben viele Spiele, teilweise sogar noch Promotionreisen nach Asien oder USA und sind trotzdem fit.

Die Rahmenbedingungen haben sich geändert: Werder konnte einige Jahre davon profitieren, dass an anderen Standorten in Deutschland entweder stümperhaft gearbeitet wurde und/oder Altlasten entsorgt werden mussten. Außerdem hatten wir ein paar lucky breaks, die nicht planbar und wiederholbar sind (Verpflichtungen von Diego, Micoud, Klose, Davala, ... ). Wir haben aber nicht die Substanz, die erwartbaren Fehlschläge auszugleichen. Und auch nicht die richtige Strategie. Deshalb geht es die nächsten Jahre/Jahrzehnte wieder dahin zurück, wo wir auch hingehören: Ins Mittelmaß, zwischen Platz 5-12. Da kann mal, wenn alles gut läuft und die anderen Pech haben, ein Ausreißer nach oben drin sein - genau so aber auch nach unten. Mehr nicht.

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